Die Wahl eines neuen Prinzen verlief streng geheim. Karl-Werner Jansen hatte signalisiert, nicht mehr zu kandidieren. Wer war der würdige Nachfolger? Am 12. Januar 1952 sollte Oster-feld es erfahren. Punkt 20 Uhr marschierte Eugen Kayser mit seinem Elferrat ein und eröffnete die Sitzung. Mitten im Programm öffnete sich eine Tür im Innungshaus und der neue Prinz, Dr. Wilhelm Schmitz, gefolgt von seinem Hofstaat und Prinzengarde marschierte ein. Wilhelm I. erwählte sich Karl-Werner Jansen zum Hofmarschall und Willi Metzen zum Minister.
Wilhelm I. bereiste alle Stadtteile und besuchte die Vereine. Bürgermeister Schmidt überreichte die Stadt-schlüssel. Damit war die Stadtgewalt in der närrischen Hand der Osterfelder. Es traf somit zu, was Wilhelm I. in seiner Proklamation verkündete: "Osterfeld geht herrlichen Zeiten entgegen!" Willi Schmitz war ein umtriebiger Prinz, ein Mobilmacher. Er forderte die drei Osterfelder Vereine KG Vondern, Humor zur Schleuse und Adler Rothebusch auf, sich zukünftig wieder am Zug in Osterfeld zu beteiligen.
Masken, Kappen und Konfetti sind ur-alte Symbole des Karnevals, wobei Konfetti als unfruchtbare Saatkörner des Humors bezeichnet werden.
Erstaunlich sind im Osterfelder Karneval von Einst immer die Zugwege! Der Zug 1952 zog vom Innungshaus über Stemmersberg nach Klosterhardt zu Wischermann, über die Teutoburger Straße, Bergstraße und Michelstraße nach Lüger und von dort über die Koppenburgstraße wieder zurück zur Innenstadt nach Osterfeld. An keiner Stelle des Zugweges gab es Lücken in den Zuschauermengen. Die WAZ schrieb u.a.: "Von einem Prinzen erstmalig in der Öffentlichkeit geführt worden zu sein, diesen Ruhm kann für alle Zukunft das neue Oberhausener Stadtwappen in den Farben Blau-Weiß-Rot für sich beanspruchen." Damals glaubten die Narren, dass dieses ein gutes Omen für die karnevalistische Entwicklung der Stadt sein muss.
Hoppeditz-Erwachen 1952
Auf dem Marktplatz wurden die Narren mit Böllerschüssen und Feuerwerk empfangen. Der Marktplatz war geschmückt und bei regnerischem Wetter überreichte der Prinz dem Präsidenten Eugen Kayser die neue Standarte. Diese wurde eingeweiht und man hatte wieder einen Grund zum fröhlichen Feiern.
1953 wurde Franz I. (Gotschika) zum Prinzen gekürt. Es war der zweite singende Prinz von Osterfeld. Willi Schmitz wurde Minister und Heinz Lüger Hofmarschall. Die GOK hatte inzwischen auch ein Amazonenchor.
Unbestrittener Höhepunkt war die Gala-Sitzung am 1. Februar 1953 im Kettelerhaus. Es präsidierte Ferdi Leisten unter der Teilnahme der Ehrengarde der Stadt Köln. Oberbürgermeister Otto Pannenbecker übergab seiner Tollität die Stadtschlüssel für die närrischen Völkerstämme zwischen Holten und Styrum. Auch das Tanzpaar der GOK war neu: Geldmacher/Igelbusch tanzten sich von Stunde an in die Herzen der Osterfelder.
Mit Rücksicht auf das karnevalistisch weiter aktiv gewordene Vondern, wurde der Zugweg erneut geändert.
Es ging wieder von Vondern durch Osterfeld nach Klosterhardt und dann zurück zur Burg Vondern, wo sich der Zug auflöste.
1954 war die Prinzenkürung am 31. Januar. Im Kettelerhaus wurde nach vielen Gerüchten Heinz Lüger zum Prinzen gekürt. Otto Bauer, den man als Prinz vermutete, wurde Hofmarschall und Rudi Metzen wurde Minister, Adjutant Walter Lubitz und Pressereferent Walter Stappert. Fachreferenten wurden Helmut Damoise-aux und Wilhelm Nowicki. Zur Kürung waren zehn hochkarätige Gesellschaften anwesend, darunter die Dülkener Narrenakademie.
Der Osterfelder Karneval hatte sich inzwischen weiteres Ansehen verschafft und war im Geltungsbereich von Wesel bis Köln gefragt. Kettelerhaus, Kaiserhof und andere Lokalitäten waren überfüllt, wenn der Osterfelder Prinz angekündigt wurde. Wer nicht mitlacht, wird bis Aschermittwoch auf Staatskosten nach Miesbach versetzt, so die Proklamation.
Das Wichtigste in der fünften Jahreszeit ist ein Kostüm!
Eine passende Beschreibung: bunt, schrill und abgedreht. Im November 1954 wird als Traditionsfigur der GOK, der Grüne Ritter geboren. Eine alte Geschichte, die Sage von Burg Von-dern über die Familie von Loë ist der Aufhänger für diese symbolisierte Figur.
Während das Kostüm seit jener Zeit unverändert blieb, haben die Personen gewechselt: Von Heinz Stevens über Dietmar Hauff, Friedhelm Schranz, Günter Görtzen, Michael Dehen, Toni Alvares und heute Christian Wickers.
Die Ritterfigur und Orden haben in der GOK eine hohe Bedeutung. Es ist eine Einmaligkeit im Oberhausener Karneval. Kein anderer Verein hat als Symbolfigur eine Person aus der Geschichte seines Ortsteils.
1955 wurde Walter Buhrow als Wal-ter I. zum Prinzen gekürt. Er war zu-künftig der Groß-Fürst des Oberhause-ner Karnevals. Vom Bazillus carnevalis wurde er in Osterfeld angesteckt. Ein Mann mit Einfluss: Chefredakteur der NRZ und Vorsitzender des Verkehrsvereins. Er gehörte aber auch zu den Karnevalisten, bei denen ein Arm immer so lang sein musste, um sich selbst auf die Schulter klopfen zu können. Er trug mit dazu bei, dass es zum Narrenkrieg 1960 in Oberhausen kam. Doch darauf werde ich später eingehen.
1955 musste sich der Karnevalszug in Osterfeld durch starke Schneemassen kämpfen. Ein Schneetreiben ver-hinderte, dass der Zug von drei Elefanten angeführt wurde. In der Jahreshauptversammlung im Mai 1955 wurde Kurt Küper neuer Präsident der GOK. Heinz Lüger wurde Vorsitzender und Dr. Wilhelm Schmitz Geschäftsführer.
Das Hoppeditz-Erwachen am Elften im Elften auf dem Osterfelder Markt hatte Konkurrenz in Willi Würges in Alt-Oberhausen bekommen. Hier waren zum Hoppeditz-Erwachen 30 000 Menschen auf dem Altmarkt.
Die Prinzenkürung fand am 22. Janu-ar 1956 im Kaiserhof in Sterkrade statt. Gekürt wurde Wilhelm II. (Matecki), ein Gastwirt aus Dellwig. Er wurde von der KG Humor zur Schleuse gestellt.
Der Zug fand wie in den Vorjahren am Karnevalssamstag, dem 12. Februar 56, in Osterfeld statt. Die Organisation lag in den Händen der GOK und wurde von dem Ehrensenator Willi Metzen durchgeführt. Jupp Machnik leitete Osterfelds Fanfarenzug. Das Motto eines Wagens lautete: "Wie kommt man nach Osterfeld? Immer den Mausefallen nach!"
1957 fuhr Wilhelm III. (Henn) als Styrumer Löwe im Zug durch Osterfeld.
1958 nahm wieder ein Osterfelder auf dem Prinzenthron von Groß Ober-hausen Platz: Armin I. (Thiele). Bei der Kürung präsidiert Kurt Küper. Sie fand im überfüllten Saal des Kettelerhauses statt und beim Karnevalszug säumten 120 000 jubelnde Zuschauer (dreimal mehr als Osterfeld Einwohner hat) den Zugweg. Legendär die Bummskopp-Garde oder der Vespa-Club nebst vielen Festwagen mit Wohnungssuche, Sputnik III und der Reise zum Mond.
1959 läuft in Oberhausen der erste, von der KG Blau-Weiß Styrum organisierte Kinderkarnevalszug nach dem Zweiten Weltkrieg und gleichzeitig beginnt der Narrenkrieg zwischen Osterfeld und Oberhausen.
In der wechselvollen Geschichte kommt die nächste Fortsetzung bestimmt. Und dann geht es um die Fehde zwischen dem Hauptausschuss Groß-Oberhausener Karneval und der GOK.
In der wechselvollen Geschichte der Narretei kommt es 1959 auch zur Fehde zwischen den Narren aus Oberhausen und dem Präsidium der GOK. Der Hauptausschuss fasst einen Beschluss, den Karnevalszug von Osterfeld nach Oberhausen zu verlegen. Die GOK ist aber bei dieser Sitzung gar nicht anwesend. Osterfeld ist sauer und beruft sich auf ein über 200 Jahre gewachsenes Brauchtum. Als Begründung führt man an, dass auch die Sterkrader Kirmes nicht so mir nichts dir nichts nach Oberhausen verlegt werden könne. Grund ist ein Artikel in der WAZ im Februar 1959: "Karneval bringt Geld ins Rollen" über den Strukturwandel des Karnevals und das Geschäft mit dem Karneval in Oberhausen.
Am 7. Oktober 1959 gibt es eine vorläufige Einigung: Der Zug 1960 findet in Osterfeld statt, aber ab 1961 dann in Alt-Oberhausen. Endgültig soll darüber aber nach Aschermittwoch 1961 entschieden werden. Schon im August 1960 wird auf einer erneuten Sitzung die Satzung geändert und die endgültige Verlagerung des Zuges nach Oberhausen beschlossen. Die Forderung, das Stadtteildenken aus allen karnevalistischen Überlegungen verschwinden zu lassen, wird ignoriert und so steht die GOK erneut vor den Trümmern ihrer Arbeit.
Närrisch war das nun wirklich nicht mehr. Willi Metzen, noch im Frühjahr zum Organisationsleiter gewählt, trat zurück. Siggi Röttgen, inzwischen Präsident, übernahm Verantwortung und kündigte an, dass die GOK an keiner Veranstaltung des Oberhausener Karnevals mehr teilnehmen wird.
Willi Metzen drehte dann jedoch für Osterfeld den Spieß um und organisierte den ersten Osterfelder Nachkriegskinderzug. Verstärkung wurde aus Duisburg, Hamborn, Bottrop und Holland zugesagt.